„Verlieren die Entwicklung nicht aus den Augen“

Landrat Patrick Puhlmann besichtigt die Lage an den Gewässern im Landkreis Stendal.

Der Landesbetrieb für Hochwasserschutz und Wasserwirtschaft (LHW) hat am Freitag keine gestiegenen Pegel für die Gewässer im Landkreis Stendal vermeldet. Im Gegenteil: An Uchte, Biese, Havel und Aland geht das Wasser zurück. Für die Elbe wird der Wert von 6,10 Metern nun erst für den 1. Januar erwartet. Landrat Patrick Puhlmann hat sich derweil am Freitag an verschiedenen Orten, die auch in den Lagebesprechungen immer wieder Thema waren, selbst ein Bild von der Situation vor dem anstehenden Jahreswechsel gemacht.

Zwischen Neuendorf am Speck und Schinne sah der Landrat die neugebildete Seenlandschaft. Entlang des Wirtschaftswegs war deutlich zu erkennen, dass der Speckgraben übergetreten ist. An niedrigen Stellen wurde der Fahrweg sogar überspült, wobei die Wassermengen dort im Vergleich zu den Vortagen bereits rückläufig sind. Auch die künftige Autobahntrasse steht hier unter Wasser.

Dobbrun in der Nähe der Hansestadt Osterburg zählt grundsätzlich zu den Orten, die bei Biese-Hochwasser schnell vom Wasser eingekesselt sind. Hier hat Puhlmann gemeinsam mit Matthias Köberle, Osterburgs Bauamtsleiter, Matthias Katz besucht. Dessen Grundstück ist der tiefste Punkt, liegt damit teilweise unter Wasser. Der Betreiber einer Hundepension berichtete von einer Welle der Hilfsbereitschaft durch die Kommune und Freiwillige in den letzten Tagen. Darüber zeigte sich auch der Landrat erfreut: „Es ist natürlich bitter, wenn einzelne Grundstücke überschwemmt werden. Das ist aber noch kein Katastrophenfall. Dieser tritt ein, wenn viele Menschenleben gefährdet sind oder etwa die Versorgung mit Lebensmitteln, Wasser oder Strom für eine längere Zeit zusammenzubrechen droht. Außerdem ist Katastrophe dann, wenn die Lage mit normalen Mitteln und Einsatzkräften nicht mehr beherrscht werden kann und weitere Kräfte, wie die Bundeswehr, angefordert werden müssen. Umso mehr freut es mich, von der Solidarität der Menschen vor Ort zu erfahren.“ Zeitgleich hat die Kreisstraßenmeisterei an Stellen, an denen das Wasser der Fahrbahn sehr nahekommt, zusätzliche Baken aufgestellt, um auch bei Dunkelheit den Verkehrsteilnehmern etwas mehr Sicherheit zu bieten.

Aland hat genug Ausbreitungsfläche

Weiter in Richtung Nord-Westen führte der Weg des Landrates schon bis an die niedersächsische Landesgrenze zum Abschlussbauwerk des Alands. Dies hat Puhlmann gemeinsam mit Lars Rupp, Flußbereichsleiter Osterburg des LHW, besichtigt. „Aktuell ist dieses noch geöffnet“, sagte Rupp und betonte, dass sich dies in den nächsten Tagen noch ändern könnte. Das ist abhängig vom Pegel der Elbe. „Im Moment fließt das Wasser noch aus dem Aland ab“, wie der Landrat zu seinen Beobachtungen sagte. „Sollte die Elbe in den Aland drücken und das Abschlussbauwerk geschlossen werden, hat der Aland aber noch ausreichend Flächen zur Verfügung, um sich auszubreiten“, so Puhlmann.

Auf der östlichen Elbseite ist der Pegelstand der Havel derzeit etwa 1,70 Meter unter dem der Elbe. Daher fließt durch das Wehr Neuwerben kontrolliert Wasser der Elbe in die Havel ab, wovon sich Patrick Puhlmann ebenso überzeugt hat. Würde der Pegel der Elbe noch massiv ansteigen, was nach derzeitigen Prognosen nicht zu erwarten ist, würde das Wehr zum Ablauf geöffnet. Darüber hinaus verschaffte sich der Landrat einen Überblick zur Havelmündung in die Elbe.

Weiterhin besuchte er das Schöpfwerk Jederitz. Dieses wurde erst am Donnerstag wieder in Betrieb genommen, um den Trübengraben zu entlasten. Dieser entwässert den ganzen ostelbischen Raum von Redekin bis nach Havelberg. Das Wasser wird nun in die Havel gepumpt, um die Polderflächen freizuhalten.

Zum Abschluss seiner Rundtour warf Puhlmann einen Blick in den Tangermünder Hafen und inspizierte insbesondere die Tangerschleuse. Diese bleibt nach Angaben des LHW geöffnet, um das Elbwasser in die Tangerniederungen abzulassen.

Landrat bescheinigt LHW und Unterhaltungsverbänden gute Arbeit

„Der LHW und die Unterhaltungsverbände leisten gute Arbeit, hatten um das Weihnachtfest und auch jetzt vor dem Jahreswechsel alles im Blick“, zog Puhlmann ein positives Fazit. „Mit den derzeitigen Prognosen werden wir weit von einer Katastrophen-Situation entfernt bleiben, zumal die Pegelstände sinken. Dennoch verlieren wir die Entwicklung, besonders an der Elbe, auch über Silvester hinaus nicht aus den Augen“, so der Landrat, der auch in den kommenden Tagen mit den Einheits- und Verbandsgemeindebürgermeistern sowie dem LHW in Kontakt stehen wird. „Sollte widererwartend eine besorgniserregende Situation eintreten, werden wir vorbereitet sein“, sagte der Landrat abschließend zuversichtlich.

Obwohl die Pegel die Warnstufe 3 an der Elbe derzeit nicht erreichen werden, bleibt das Betreten von Hochwasserschutzanlagen, insbesondere der Deiche, in der derzeitigen Situation verboten. Das wird auch weiterhin durch die Ordnungsbehörden kontrolliert.

Weitere Bilder gibt es auf der Facebook-Seite des Landkreises Stendal.